Kreisgruppe Südpfalz

Natur- und Artenschutz

Leserbrief „Bienenschutz - Bauernschutz“

Rheinpfalz am Sonntag

Bienenschutz ohne Bauernschutz geht nicht. Das Volksbegehren ist verdienstvoll und ein sensationeller Erfolg. Zu leicht macht man es sich aber, wenn man nicht Folgendes mitbedenkt:

Artensterben und Höfesterben haben eine nicht zu übersehende gemeinsame Wurzel. Das liegt unter anderem an der grotesk ungerechten Agrarpolitik der Europäischen Union, die jetzt wieder unverändert für viele Jahre fortgesetzt werden soll. Eine krasse Minderheit von riesigen Agrarunternehmen, die das nicht nötig hätten, kassiert Abermillionen Euro, während die Hauptmenge der mittelständisch-bäuerlichen Betriebe sich mit dem begnügen muss, was von den jährlich 60 EU-Milliarden übrig bleibt. Letztere sind aus immer öfter misslingender Überlebensstrategie zu extremer, naturfeindlicher Intensivierung ihrer Anbaumethoden gezwungen. Mit den mittelständischen Betrieben stirbt mehr und mehr auch die Natur. Dieser Langzeittrend wirkt zusammen mit dem ständig wachsenden Preisdiktat bei den Erzeugerpreisen durch ca. vier deutsche marktbeherrschende Nahrungsmittelgiganten.

Zur Entlastung der Landwirtschaft gegen einseitige Schuldzuweisung ist auch festzustellen: Das Artensterben findet auch auf Flächen statt, die unter gesetzlichem Naturschutz stehen. Das haben jüngst über viele Jahre durchgeführte Untersuchungen gezeigt. Es ist unter anderem der Stickstoffeintrag aus der Luft, der die Lebensbedingungen vieler Insekten durch Überdüngung merklich verschlechtert. Der aber kommt in der Hauptsache aus dem überbordenden Individualverkehr.

Das Artensterben ergibt sich zusätzlich aus der - trotz schöner Worte aus Politik und Verbändewesen - nach wie vor ungebremsten Flächenversiegelung durch Straßenbau und Siedlungspolitik auf Kosten der landwirtschaftlichen Produktionsflächen.

All diese leicht zu überprüfenden Fakten sollten zu der Erkenntnis führen: Es braucht mehr noch als Blühstreifen und Biolandwirtschaft. Es bräuchte umfassendere Veränderungen. Diese aber würden vom herrschenden Mainstream sicher umgehend und in schöner Routine als Teufelszeug gebrandmarkt werden.

Ulrich Mohr

 

Umgang mit Saatkrähen

Saatkrähen leben in Städten vor allem weil sie sich an menschliche Lebensweise gut anpassen konnten, im Gegensatz zu vielen anderen Tierarten. Dort bessere klimatische Bedingungen und besseres Futterangebot in Form von weggeworfenen Lebensmitteln finden und damit ihr Überleben sichere ist als im Umland. Zudem sind freistehende, hohe Bäume in Parkanlagen und Allen idealer Nistplatz für die Kolonienbrütern.

Schwierig wird das Zusammenleben wenn sich Mensch und Tier Lebensraum teilen. Saatkrähen sind wie alle anderen, wildlebenden Vogelarten vom BNatschG geschützt und dürfen daher nicht getötet werden. Eine Ausnahmegenehmigung vom Jagdverbot kann zwar in Ausnahmefällen von der oberen Naturschutzbehörde erlassen werden, zeigt sich jedoch maximal ein Jahr als wirkungsvolle Eindämmung der Population. Spätestens im zweiten Jahr wird die Individuenzahl durch verstärkte Brut wieder erreicht. Ebenso wenig erfolgreich sind Vergrämung, Aushebung von Nestern und sonstige gewährte Ausnahmen vom Tötungsverbot.

Zielführend ist nach Einschätzung des BUND nur eine Verhinderung des Nestbaus an besonders sensiblen Orten, durch Kurzhalten der Bäume, Flatterbänder etc, wobei hier jährlich nachgebessert und verändert werden muss. Die sehr intelligenten Tiere gewöhnen sich sehr schnell an Abschreckungsmethoden und erkennen ihre Ungefährlichkeit.

Der BUND empfiehlt einen veränderten Umgang mit den Tieren und einer Akzeptanz des Zusammenlebens.

Der kommunaler Seite empfehlen wir eine Unterstützung der stark Betroffenen in Form von kostenloses Abdeckplanen und Waschmarken fürs Auto, finanzielle Unterstützung betroffener Gastronomen bei der Anschaffung von Schirmen oder Sonnensegeln, sowie ein Werben für das Zusammenleben von Mensch und Tier. Evtl. auch durch unterstützende Beobachtungsmöglichkeiten in Form von Nestkameras oder Beobachtungsplattformen in den Bäumen.